Der von 1984 bis 1989 gebaute 3.2 Carrera gilt als einer der robustesten und zuverlässigsten Motoren der Baureihe 911. Erstmalig erfolgte die Steuerung der Zündung und Einspritzung elektronisch durch eine Bosch Motronic Einheit, was gegenüber der davor verwendeten K-Jetronic erhebliche Verbesserungen der Warm- und Kaltlaufeigenschaften, der Leistungsausbeute und des Verbrauchs mit sich brachte. Auch fernab der Ansauganlage wurde der 3.2er grundlegend neu konzipiert – Porsche spricht von 80% neu entwickelten Bauteilen im Vergleich zum Vorgänger 3.0 SC. Über die fünfjährige Bauzeit des 3.2 Carrera wurde dieser mit unterschiedlichen Verdichtungsverhältnissen in den vier Ausführungen 930/20, 930/21, 930/25 und 930/26 gebaut.
Auf ein gutes Preis-/Leistungssteigerungsverhältnis kommt es an.
Durch die von Haus aus bereits sehr moderne Gestaltung der Ansauganlage mit einer mittig angeordneten Drosselklappe räumt Porsche uns ausreichend Spielraum für Optimierungen in einem guten Preis-/Leistungsverhältnis ein. Aus diesem Grund lohnt es sich bei notwendigen Revisionsarbeiten am 3.2 Carrera immer über eine sinnige Leistungssteigerung nachzudenken.
Das Prinzip Motorrevision +
Aus dem Wissen um das noch im 3.2 Carrera steckende Leistungspotential und vor dem Hintergrund der Wahrung eines optimalen Preis-/Leistungssteigerungsverhältnisses haben wir gemeinsam mit unseren norddeutschen Nachbarn, der renommierten Motorenschmiede von Matthias Höing, die Motorrevision + entwickelt.
Der genaue Umfang einer Motorrevision +
Bei der Motorrevision + wird im Zuge einer Motorüberholung die Leistung des 3.2 Carrera von den serienmäßigen 207, 217 oder 231 PS auf 300 PS gesteigert ohne hierbei Kompromisse bei der Zuverlässigkeit, Fahrbarkeit und Standfestigkeit des Motors einzugehen. Erreicht wird dies durch die Verwendung vieler Porsche Serienkomponenten späterer luftgekühlter Motoren der Baureihen 964 und 993 sowie deren Ergänzung mit qualitativ hochwertigsten Teilen aus dem Motorsport und weiteren zarten Optimierungen.
Wichtig war uns hier besonders die tolle Charakteristik des Serien-3.2ers unterstreichend zu verbessern und nicht einen im Alltag unpraktikablen Rennmotor zu bauen. Vor dem Hintergrund dieser Zielsetzung gab es zwei Dinge an denen wir unbedingt festhalten wollten: dem serienmäßigen Hubraum von 3.2 Litern und den originalen Ansaugrohren mit der einfachen Drosselklappe um das äußere Erscheinungsbild des Motors so wenig wie möglich zu verändern.
Kurbelgehäuse
Eingangs wird jeder 3.2 Liter Motor bis auf die Kurbelgehäusehälften komplett zerlegt. Um mit einer optimalen Basis zu starten werden diese dann genauestens vermessen und gegebenenfalls überarbeitet. Auch die Kurbelwelle und Pleuel werden akribisch geprüft und vermessen bzw. verwogen. Lagerschalen, Pleuelschrauben und alle weiteren einer Abnutzung und Alterung unterliegenden Bauteile werden rigoros erneuert. Die Ölpumpe wird durch ein neues Bauteil des 964, die Stehbolzen werden durch reißfeste Dilavarbolzen vom 993 Turbo ersetzt.
Kolben und Zylinder
Ab Werk lag die Verdichtung des 3.2 Liters je nach Zielmarkt bei 9,5:1 oder 10,3:1. Die im Zuge der 3.2 Carrera Leistungssteigerung von uns verwendeten Kolben und Zylinder haben eine angegebene Verdichtung von 11,5:1, die im Zuge des Motoraufbaus auch noch einmal zur Kontrolle ausgelitert wird. Um maximale Laufruhe zu garantieren, werden alle Kolben und Pleuel ausgewogen, um möglichst homogene Gegenspielerpaare zusammen zu stellen.
Zylinderköpfe und Nockenwellen
Um ein verbessertes Einströmverhalten des Gemisches aus Luft und zerstäubten Kraftstoff herzustellen werden größere Einlassventile vom späten 993 verwendet und die Kanalgeometrien der Zylinderköpfe optimiert. Auch werden routinemäßig die Ventilführungen erneuert. Es werden darüber hinaus ebenfalls neue Sportnockenwellen verwendet, die gerade in höheren Drehzahlbereichen für eine Leistungssteigerung sorgen.
Zündanlage und Motronic
Im Zuge der 3.2 Carrera Leistungssteigerung wird der Motor auf die Doppelzündung von 964 umgerüstet. Die Verwendung einer zweiten Zündkerze pro Zylinder hat im Porsche Motorsport lange Tradition, um das explosive Luft-Kraftstoffgemisch besser entzünden zu können. Im 964 wurde das System schließlich ab dem Modelljahr 1989 in der Großserie umgesetzt. Die robusten und in der Serie erprobten Doppelzündverteiler des 964 finden nun den Weg in die Motorrevision +.
Auf die Doppelzündung wird dann auch das Zündkennfeld der serienmäßigen Motronic-Einheit angepasst. Das von uns verwendete Kennfeld wurde im Zuge von Prüfstandsversuchen erarbeitet und über zahlreiche umgesetzte Motorevisionen + hinweg weiter optimiert.
Ansaugsystem und Luftfilter
Im Bereich des Ansaugtraktes werden die 3.2 Carrera Motoren vom serienmäßigen Luftmengenmesser auf ein HFM-Kit, also einen Luftmassenmesser mittels Heißdraht, umgerüstet. Serienmäßig erfasst der Luftmengenmesser beim 3.2 Carrera das reine Volumen der angesaugten Luft. Die darin zur Verbrennung benötigten Sauerstoffmoleküle können jedoch bedingt durch externe Faktoren wie die Höhenlage oder die Temperatur stark variieren, berücksichtigt wird dies in der Serienkonfiguration jedoch nicht. Darüber hinaus wird der einströmende Luftstrom durch eine Klappe gebremst. Beim HFM-Kit umströmt die angesaugte Luft einen heißen Draht der dabei abgekühlt wird. Das System ermittelt so die exakte Masse der eingeströmten Luft und passt so das Gemisch immer optimal auf die äußeren Gegebenheiten an. Das Resultat: eine verbesserte Leistungsausbeute, mehr Laufkultur und eine Optimierung des Verbrauchs. Die Wahl des Luftfilters fällt auf eine offene Variante nach Baustand des 996 GT3 Cup, angenehmer Nebeneffekt ist ein satteres Ansauggeräusch.
Abgasanlage
Als Variante mit dem besten Preis-/Leistungssteigerungsverhältnis hat sich die Sportabgasanlage SSI mit Freeflow Wärmetauschern und ohne Katalysator herausgestellt. Kombiniert mit einem Endschalldämpfer aus Edelstahl ergibt sich ein Abgasanlagen-Setup, welches sich in den unteren Drehzahlen klanglich dezent und in den oberen Lagen sportlich verhält. Die Luftführung der Heizung wird im Zuge der Verwendung des SSI Systems ebenfalls angepasst.
Einbau und Abstimmung
Da es sich im Zuge der Motorüberholung immer auch anbietet die komplette Kupplung zu erneuern, ist die Sportkupplung von Sachs mit Druckplatte aus leichtem Aluminium fester Bestandteil der Motorrevision +. Die um fast 2 kg leichtere Druckplatte sorgt für ein am Fuß spürbar agileres Ansprechverhalten des Motors. Nach Einbau des überholten und leistungsgesteigerten Aggregats wird jeder Motor auf dem Leistungsprüfstand noch final abgestimmt.
Resultat: 3.2 Carrera Leistungssteigerung
Je nach Abstimmung liegt die auf dem Prüfstand gemessene Motorleistung zwischen 290 PS und 300 PS. Beeindruckend ist jedoch nicht nur die Steigerung der Spitzenleistung, sondern auch die deutliche Verschiebung der Leistungs- und Drehmomentkurve in Richtung der niedrigeren Drehzahlen. Das Ergebnis ist ein deutlich durchzugstärkeres Aggregat, welches sich durch die optimierte Luftmassenmessung erstaunlich effizient im Kraftstoffverbrauch zeigt.
Die Motorrevision + in der Fineeleven Signature Serie
Die Motorrevision + hat sich als eine der beliebtesten Optionen für Fahrzeuge der Fineeleven Signature Serie herauskristallisiert. Im Zuge des Umbaus der G-Modelle auf die Optik der F-Modelle (Backdating) und die Umsetzung einer puristischeren Ausstattung der Fahrzeuge wird das Leergewicht deutlich reduziert. In Kombination mit der Motorrevision + entsteht so ein Fahrgefühl welches bei Porsche-Enthusiasten kaum Wünsche offen lässt. Die hohe Zuverlässigkeit und gute Laufkultur des serienmäßigen 3.2 Carrera wird durch erheblich mehr Motorleistung untermalt und trifft dann auf ein deutlich reduziertes Fahrzeuggewicht. Beim 3.2 Carrera Coupé sprechen wir hier von einem Leistungsgewicht von 3,66 kg/PS – in der Serie sind es 5,24 kg/PS.
Fotos von fineeleven und Höing Motoren.