Luftgekühlt ist eines der weltweit bekanntesten Treffen der Szene für klassische Porsche mit puristisch luftgekühltem Aggregat. Seit nunmehr fünf Jahren wird das Event im Süden Kaliforniens vom Le Mans Sieger Patrick Long und dem Künstler Howie Idelson veranstaltet und dieses Jahr schaffte es zum ersten mal den Sprung über den großen Teich. So ging es nach einem verregneten Auftakt in Großbritannien schließlich im September in die Heimat Porsches nach Deutschland.
Unverwechselbar macht Luftgekühlt die Kombination aus dem luftig-leichten kalifornischen way-of-life und der Liebe für klassische Sportwagen aus dem Schwabenland. Unterstützt haben das Debüt des Events in Deutschland das Hamburger Modelabel Marine Machine, Pirelli und Porsche selbst – wir von fineeleven waren als Teil der Marine Machine Crew ebenfalls mit von der Partie.
Das Pre-Opening zur Veranstaltung fand am Samstag Mittag am südlich von München gelegenen Tegernsee statt. Dort kehrte man zum zünftigen Mittagstisch ins örtliche Brauhaus ein. Mit vertreten waren auch einige bekannte Gesichter der Szene wie etwa der Le Mans Gesamtsieger aus 2016 Marc Lieb, Porsche-Veredler Alois Ruf oder die amerikanische Rennfahrerlegende Jeff Zwart. Anschließend wurde auf dem eigens für die Teilnehmer abgesperrten Parkplatz viel gefachsimpelt und man stimmte sich langsam auf die morgige Veranstaltung ein.
Am Sonntag Morgen in aller Frühe ging es dann los mit #LuftMUC.
Kulisse für Luftgekühlt Munich war das Werksviertel am Ostbahnhof und die Wahl der Location hätte besser nicht ausfallen können. Das sich aktuell im Umbau befindliche alte Industrieviertel lockte mit viel Charme und die luftgekühlten Porsche fügten sich perfekt in die Umgebung ein. Für die Teilnehmer die ihr Fahrzeug auf dem Eventgelände ausstellen öffnete Luftgekühlt ab 7:00 morgens seine Pforten. Verdammt früh für einen Sonntag, doch die Frühaufsteher wurden dank des perfekten Wetters mit einem tollen Sonnenaufgang und einmaliger Lichtstimmung belohnt.
Besonderer Hingucker war die Loft Eventlocation im fünften und sechsten Stock des Werksviertel-Mitte in der vier ganz besondere Porsche Rennfahrzeuge in Szene gesetzt wurden. Dort zu sehen war jener Porsche 908/02 mit dem Steve McQueen 1970 bei den 12 Stunden von Sebring zusammen mit Peter Revson den zweiten Gesamtrang belegte, später war dies eines der Kamerautos während der Dreharbeiten des Kultfilms Le Mans. Dieser 908/02 schöpfte aus seinem Achtzylinder Boxermotor mit 3 Litern Hubraum satte 350 PS bei einem Leergewicht von lediglich 650 kg – Höchstgeschwindigkeit 290 km/h.
Neben dem 908/02 wurde außerdem ein originaler 1970er 911ST des spanischen Rennstalls Escuderia Repsol. Im Jahr 1970 bestellte besagter spanischer Rennstall zwei 911 ST von denen nur ein Fahrzeug bis heute erhalten geblieben ist. Das Schwesterauto zu dem ausgestellten Original wurde vom aktuellen Besitzer liebevoll auf historisch korrekter Basis eines 1970er 911S reproduziert und ist nun Seite an Seite mit dem original Teil der privaten Sammlung. Die 911 ST leisteten bis zu 270 PS bei 8.000 U/min, das Fahrzeugleergewicht belief sich auf lediglich 960kg.
Ein weiteres Fahrzeug der Luftgekühlt Ausstellung war der berüchtigte 1979er 935 K3 – einer von nur 17 Fahrzeugen dieser Baureihe. Mit dem 935 brachte Porsche zur Saison 1977 als Nachfolger des 1974er 911 Carrera RSR Turbo 2.1 einen weiteren Rennstreckenboliden mit Abgasturbolader an den Start. Der 935 war seinerzeit bei den Rennfahrern berüchtigt für seine brutale Leistung, in der stärksten Ausbaustufe erreichte der rund 1.000 kg leichte Sportwagen 720 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 340 km/h. Der 935 wurde bei diversen Sportwagenmeisterschaften in den Saisons 1976 bis 1986 eingesetzt und gilt bis heute als einer der erfolgreichsten Porsche Rennwagen aller Zeiten.
Das jüngste Exponat der Luftgekühlt Ausstellung historisch relevanter Porsche Rennfahrzeuge beendete die Ära der luftgekühlten Sportwagen aus Stuttgart: ein 1997er 993 GT2 Evo des Rennstalls Roock Racing. Zuletzt genanntes Rennteam belegte 1997 bei den 24h von Le Mans den zweiten und dritten Rang in der GT2 Klasse. Basis dieses Rennwagens ist der 993 Turbo – jener Porsche Turbo der letzten luftgekühlten Baureihe – der im Rahmen des GT2 Reglements stringent auf den Rennstreckenbetrieb ab Werk umgebaut wurde. Porsche produzierte den 993 GT2 (430 PS) als Straßenwagen und den 993 GT2 R (405 PS, später 485 PS) für den Kundensport. Als Spitze der Baureihe wurde darüber hinaus der GT2 Evo angeboten – dieser Sportwagen leistete satte 700 PS und trat bei Rennen wie Le Mans in der GT1 Klasse gegen Kontrahenten wie den Legendären Ferrari F40 LM oder den McLaren F1 GTR an.
Jedes der dort im fünften Stock ausgestellten Fahrzeuge behauptet zurecht seinen festen Platz in der Geschichte um den Mythos Porsche luftgekühlt. Auch sonst ist es gelungen den luftig-leichten Lifestyle aus Kalifornien nach Deutschland zu bringen. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht das letzte Luftgekühlt in der Heimat Porsches gewesen ist.