Porsche 2.7 911S mit 175 PS
Seitenansicht 1974 Porsche 911S Coupé Lachsdiamant

911/93: DER 1974ER 175PS PORSCHE 2.7 911S – EIN MITTELDING?

Im Modelljahr 1974 findet das G-Modell Einzug in die Porsche Modellpalette. Zu Beginn kann der Kunde zwischen dem 150PS starken 911, dem 175PS starken 911S und dem 209PS starken 911 MFI Carrera wählen. Letzterer entstand in einer Stückzahl von weniger als 1.500 Fahrzeugen und verfügte über den 2.7 Liter MFI Einspritzmotor des legendären 73er RS. Ein Fahrzeug, dass in den letzten Jahren immer mehr  in den Fokus der Sammler und Enthusiasten gerückt ist, ist der, sich einst in der Modellpalette direkt unterhalb des Carreras orientierende, 911S mit 175PS. Diese Motorvariante des 2.7 911S wurde nach nur wenigen Produktionsmonaten, aufgrund von Abgasbestimmungen in den Zielmärkten der vereinigten Staaten, auf 165PS gedrosselt. Das Plus an Leistung ist spürbar, die Stückzahl aufgrund der sehr kleinen Produktionsdauer nur gering – perfekte Komponenten auf dem Weg zum gesuchten und werthaltigen Sammlerfahrzeug.

Der frühe 911S mit 175PS besticht durch sein reduziertes Design. Schmale Kotflügel hinten im G-Modell gab es nur von 1974 bis 1977, den mechanisch verstellbaren Chromspiegel verlor der 911 ab dem Modelljahr 1976.

,,911S – jetzt ein Mittelding ’’

Im Testbericht der ,,auto motor und sport’’ Ausgabe #21/1973 vom 13.Oktober 1973 betitelt die Kultzeitschrift den 911S mit 175PS als ,,Mittelding’’. Einst war der 911S das Topmodell der Baureihe, jetzt thront der Carrera mit seinen 209PS – die neue Nomenklatur des Stuttgarter Sportwagenbauers empfand man seinerzeit als verwirrend. ABER: auch im Schatten des MFI Carrera gesteht man schon damals dem 911S zu, dass der Motor neben Wärme auch noch Vortrieb liefert ,,und das nicht wenig’’.

Charakteristisch: Basisfelge des 911S war seinerzeit nicht die Fuchsfelge, sondern die etwas breitere ATS Hackmesserfelge aus Magnesium, vorne in der Breite 6J und hinten in 7J.

Tatsächlich zeigt sich der 175PS 2.7 911S aus dem Jahr 1974 auch über vierzig Jahre später keinesfalls untermotorisiert. Sein geringes Leergewicht von nur 1.075kg ermöglichen den Spurt auf Landstraßentempo in 7,6 Sekunden und treiben den Elfer bis auf 225km/h Spitzengeschwindigkeit. Im unteren Drehzahlbereich zeigt sich der Motortyp 911/93 ,,ausreichend rund und elastisch’’, charakteristisch entfaltet er seine volle Kraft erst zwischen 4.000 und 6.500 Touren. Die Straßenlage des ‘74er 911S ist durch und durch als puristisch zu bezeichnen. Schlaglöcher und Fahrbahnbeschaffenheit werden dem Fahrer nicht nur über das Fahrwerk, sondern auch über das Lenkrad direkt weitergegeben.

Motorcode 911/93: der nur ein Jahr lang produzierte 911S mit 175 PS beschleunigt in nur 7,6 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo, bei 225 km/h ist Schluss.

Auf der Bremse vermittelt der 911S ohne Verstärker ,,ein sehr direktes Pedalgefühl, wie man es bei Straßenautos kaum noch kennt (…) die großen belüfteten Bremsscheiben und das relativ geringe Wagengewicht schaffen Voraussetzungen, wie man sie sonst nur bei Rennfahrzeugen findet’’ – so ,,auto motor und sport’’ im Jahr 1973.

Das frühe G-Modell zeigt sich auch im Interieur reduziert und puristisch und verzichtet neben elektrischen Fensterhebern und einer Mittelkonsole ebenfalls auf ein Schiebedach.

Heutzutage interessieren Sammler und Enthusiasten vor dem Hintergrund der Werthaltigkeit ihres Klassikers fernab der Fahreigenschaften natürlich auch für ganz andere Attribute. Besonders interessant macht den 175PS 2.7 911S hier die sehr kurze Bauzeit. So entstanden lediglich etwas weniger als 2.000 2.7 911S Coupés mit dem Motortyp 911/93 – nur rund doppelt so viele wie vom begehrten 1974er Carrera und lediglich ein fünftel der normalen 911er jener Bauzeit. Die Voraussetzungen stehen also günstig, dass sich der ‘74er 2.7 911S in den kommenden Jahren weiter zu einem begehrten und werthaltigen Klassiker entwickelt und zwar ein solcher, den man nicht nur in der Garage bestaunen, sondern auch ambitioniert sportlich um die Kurve bewegen möchte.

Das 2.7 Emblem auf dem Heckgrill ist eine klare Reminiszenz an den legendären 2.7 Carrera RS.

Fotos von Roman Rätzke.