Modellkunde: der Porsche 911 T von 1968 bis 1973

Nach den ersten drei Modelljahren der Produktion des Porsche 911 kündigte sich zum Modelljahr 1968 eine feingliederige Modellpolitik an. Porsche wollte hier innerhalb eines wachsenden Kundenkreises mehreren Zielgruppen gerecht werden. Bereits ein Jahr zuvor, im Modelljahr 1967, gab es neben dem Standard 911 bereits einen 911S (für Sport). Neu ist diese Untergliederung keinesfalls, auch im Porsche 356 gab es immer unterschiedliche Linien des selben Modells.

Porsche 911 T targa

Zum Modelljahr 1968 bildet der Porsche 911 T (für Touring) das Einstiegsmodell der Porsche 911 Modellpalette. Oberhalb des T ist in diesem Jahr der 911L (für Luxus) und der 911S angeordnet. Ein Jahr später, 1969, wird das Mittelsegment des 911L durch den 911E ersetzt. Das E steht hier für Einspritzung, erstmalig ist eine mechanische Saugrohreinspritzanlage anstelle der Vergaser verbaut worden. Flaggschiff der Baureihe 911 bleibt auch 1969 der S. Bis zum Modelljahr 1973 wird die Dreiteilung zwischen T, E und S beibehalten. Lediglich im letzten Modelljahr des F-Modells, 1973, setzte Porsche der Baureihe mit dem 2.7 RS noch die Krone auf.

Motoren, Getriebe & Fahrleistungen

Als ,,kleinster“ 911 geht der 911T des Modelljahres 1968 mit 110 PS an den Start. Der 911T des Jahres ’68 ist serienmäßig mit einem 4-Gang Schaltgetriebe ausgestattet. Der luftgekühlte 2.0 Liter Motor beschleunigt den ersten 911T auf immerhin 200 km/h. Ganze Zehn Sekunden benötigt der Porsche 911T für den Spurt aus dem Stand auf Landstraßentempo 100.

Porsche 911 T targa

Zum Modelljahr 1970 erhöhte Porsche den Hubraum des 911T behutsam auf 2.2 Liter. Damit verbunden war eine Steigerung der Motorleistung auf nun 125PS. Ebenfalls optimiert war nun das Getriebe, welches serienmäßig mit fünf Gängen daher kam. Der Porsche 2.2 911T brachte es in der Spitze auf 205 km/h, die Beschleunigung von Null auf Hundert gibt der Hersteller nach wie vor mir 10 Sekunden an.

Zwei Modelljahre später erfuhr der 911T seine letzte Hubraumvergrößerung. Der 1972er 911T hatte nun 2.4 Liter Hubraum aus denen der Sportwagen 140PS schöpfte. Die offiziell angegebenen Fahrleistungen blieben im Vergleich zum 2.2 911T konstant. Im ersten Modelljahr des 2.4ers versah Porsche den 911 mit einer zusätzlichen Klappe zum Einfüllen von Öl von Außen. Nur ein Jahr später verwarf man diese Idee wieder, da zu häufig fälschlicherweise Benzin in den Öleinfüllstutzen gekippt wurde. Heute sind die Ölklappen-Modelle aufgrund dieser kleinen Kuriosität in der Szene besonders beliebt. Im letzten Modelljahr 1973 erhielt der 2.4 T anstelle der beiden Dreifachvergaser sogar schon die fortschrittliche K-Jetronic, eine Einspritzanlage, die Porsche bis 1983 im 911 verbauen werden sollte. Diese Exemplare werden in der Porsche Szene oft als Modelljahr 1973 einhalb eingestuft, was den späten Baustand dieser Fahrzeuge verdeutlichen soll. Zudem änderte sich ab dem 2.4 Porsche 911T die Schaltkulisse, der erste Gang saß fortan nicht mehr unten rechts, sondern oben links. Diese Anordnung des ersten Ganges sollte sich durchsetzen und hat so bis heute Bestand. Von vielen wird die Schaltkulisse des 911T 2.4 als einfacher in der Bedienbarkeit beschrieben, andere vermissen gerade hier den Charme der frühen 911 Schaltgetriebe – es ist, wie so oft, eine Frage des Geschmacks.

Porsche 911 T targa

Ausstattungsmerkmale

Der Porsche 911T unterschied sich von seinen großen Brüdern, dem 911L, 911E und 911S, nicht nur aufgrund der Motorleistung, sondern auch in Hinblick auf den Umfang der Serienausstattung. So war die Frontlippe unter der Stoßstange vorne beim Modell 911T und E nur gegen Aufpreis zu bekommen, beim 911S war diese Option Serie. Ab dem 2.4 waren die Hupengitter beim 911T standardmäßig aus schwarzem Kunststoff, Chrom war dem Modell 911E und dem S vorenthalten. Ansonsten bezogen sich die Unterschiede zwischen den Modellen auf auf den ersten Blick verborgene Details, wie ein unterschiedlicher Umfang von verzinkten Blechen in der Karosserie, die Verwendung von serienmäßigen Stabilisatoren, etc.

Porsche 911 T targa

Stückzahlen Porsche 911 LWB 1968 bis 1973

Zwischen 1968 und 1973 entstanden insgesamt 56.840 Exemplare des Porsche 911 Ausgenommen Renn- und Homologationsfahrzeuge). Der 911T macht mit 29.672 Fahrzeugen rund 52% der in diesem Zeitraum produzierten Porsche 911 aus. Mit rund 24% ist der 911S mit 13.571 gebauten Einheiten die zweithäufigste Modellvariante des 911s, der 911E bringt es mit 10.478 Fahrzeugen auf 18% Anteil an der Produktion.

Während es in den Modelljahren 1968 und 1969 annähernd gleich viele 911T, E und S gab, verlagerte sich die Produktion ab 1970 klar zugunsten des 911T als Erfolgsmodell. Besonders die letzten beiden Modelljahre 1972 und 1973 sind hier hervorzuheben, es entstanden pro Jahr über 8.000 911T, also konzentriert sich mehr als die Hälfte der Gesamtproduktion dieser Variante des 911s in den kurzen Zeitraum 1972/73. Zu erklären ist dies heute durch einen starken Anstieg der Nachfrage auf dem US-Markt zur damaligen Zeit, über 60% des Produktionsvolumens des 911T war in diesen beiden Jahren für Amerika bestimmt.

Porsche 911 T targa

Der Porsche 911T heute – Kaufberatung und Markteinschätzung

Seinerzeit lag ein Porsche 911T bei 22.980 DM. Für einen Porsche 911S musste der Kunde im gleichen Jahr 30.680DM investieren, also fast ein Drittel mehr. Diesem großen Preisunterschied ist es wohl zu erklären, dass der Porsche 911T weltweit zum Erfolgsmodell wurde. Heute besticht der 911T vor allem durch den unbändigen Charme der 70er Jahre und schlichtweg Verfügbarkeit. Das große Preisgefälle von damals ist auch knapp 50 Jahre später nicht weniger steil. Während die Fahrzeuge 911S aufgrund des immer noch sehr hohen Marktniveaus vornehmlich gut betuchten Sammlern vorenthalten sind und der 911E allmählich in ähnliche Preisgefilde vorstößt, ist es der 911T, welcher heute das Herz des gemeinen Porsche-Enthusiasten erobert.

Dabei braucht es nicht mehr als einen 911T. Ja, der 911S ist schneller und auch seltener. Nach heutigen Maßstäben gemessen an modernen Sportwagen sind jedoch sowohl der S, als auch der T, gelinde gesagt: etwas müde. Wer sich heute für ein originales F-Modell entscheidet, ganz gleich ob T, L, E, S oder schlicht 911, kauft dieses zumeist nicht primär aus Gründen der Performance, sondern um Automobile Geschichte und den Zeitgeist der 70er Jahre zu erleben. Beides transportiert ein 911T perfekt.

Porsche 911 T targa

Die recht hohen Stückzahlen des Porsche 911T erlauben es auch heute noch, dass sich dem Interessenten eine gewisse, wenngleich auch nicht mehr ganz so üppige, Auswahl am Markt bietet. Es ist also nach wie vor möglich einen tollen 911T für einen fairen Preis zu erstehen.

An dieser Stelle fragt sich natürlich: wieviel ist fair?

Porsche 911T in einem ordentlichen und nutzbarem Zustand beginnen (Stand:10/2020) bei rund 80.000€. Gute Qualität ist ab knapp 100.000€ am Markt zu finden, perfekt restaurierte Exemplare werden mit bis zu 150.000€ angeboten. Die restaurierten Fahrzeuge sind hier natürlich immer auch vor dem enormen Aufwand der Restaurierung zu bewerten, diese haben entsprechend eine sehr hohe technische und optische Qualität. restaurierungsbedürftige Exemplare des 911T kursieren am Markt zwischen 40.000€ und 60.000€, je nach Art und Ausstattung. Nach dem heute sehr hohen Standard des Restaurierungshandwerks ist es schnell möglich 80.000€ in eine Restaurierung zu investieren.

Ob man sich für einen restaurierten oder einen patinierten 911T entscheiden sollte liegt immer im Ermessen des jeweiligen Liebhabers. Es gibt gute Gründe für beides, immer sollte man natürlich die allgemeinen Bewertungskriterien eines Oldtimers beim Kauf mit in Betracht ziehen.

Das späte F-Modell bildet den Übergang des Ur-Elfers hin zum fast uneingeschränkt alltagstauglichen G-Modell. Auch in Zukunft werden die späten F-Modelle mit langem Radstand immer einen besonderen Platz in der Porsche-Szene einnehmen.