Zwischen 1978 und 1989 wurde der 930 Turbo mit dem 3.3 Liter Aggregat produziert. Insgesamt brachte es das aufgeladene Erfolgmsodell aus Stuttgart in elf Jahren auf 17.381 produzierte Einheiten. Der Mythos Porsche Turbo war gefestigt und der 3.3 Liter 930 machte Sportwagen mit Turbolader zu einer festen Größe innerhalb der Porsche Modellpalette.

Der Modellwechsel im Jahr 1978

Nach insgesamt vier Modelljahren wurde der 930 Turbo erstmalig einem Modellwechsel unterzogen. Der turboaufgeladene 3.0 Liter Motor wurde zum Modelljahr 1978 auf 3.3 Liter Hubraum vergrößert und erstmalig mit einem Ladeluftkühler ausgestattet. Das Viergang Schaltgetriebe wurde beibehalten. Größte technische Neuerung fernab des Antriebsstranges war die erstmalige Verwendung der großen Aluminium Vierkolben-Bremsanlage, eine direkte Ableitung aus dem Rennsport. Notwendig war die verbesserte Verzögerung aufgrund der deutlich gesteigerten Motorleistung geworden. Die 3.3 Liter 930 leisteten fortan 300 PS, die Vorgänger mit 3.0 Liter hatten lediglich 260 PS.

Die Evolution des 930 Turbo 3.3

Im Zuge der elf Modelljahre in denen der 930 Turbo 3.3 produziert wurde, unterzog Porsche dem Modell eine stetige, wenn auch subtile, Weiterentwicklung. Ab 1984 war beispielsweise eine Leistungssteigerung (WLS: Werksleistungssteigerung) bestellbar, welche die Motorleistung des 930 Turbo um 30 PS auf insgesamt 330 PS erhöhte. Ab dem Modelljahr 1987 wurde schließlich die seit nunmehr zehn Jahren bestehende Vision des Porsche-Tuners Rainer Buchmann werksseitige Wirklichkeit: der 930 war als Cabriolet und Targa bestellbar. Heute sind diese Modelle aufgrund der sehr kurzen Bauzeit von nur drei Modelljahren besonders gesuchte Sammlerfahrzeuge. Die letzte große Weiterentwicklung erfuhr das Modelljahr zu seinem letzten Modelljahr 1989. In diesem Jahr war der 930 Turbo erstmalig und ausschließlich mit einem neuartigen Fünfgang Schaltgetriebe ausgestattet. Die 930 mit Fünfganggetriebe sind ähnlich die die offenen Varianten heute am Markt sehr gesucht.

Die Motorcodes

Über die gesamte Bauzeit des Porsche 930 3.3 wurden sechs Motorcodes produziert. Für den japanischen Markt war es der Motorcode 930/62 mit 265 PS, für den amerikanischen Markt bis 1985 der 930/61 mit ebenfalls 265 PS, ab 1986 schließlich der 930/68 mit 282 PS. Auf dem europäischen Markt und für ROW hatte der 930 3.3 immer mindestens 300 PS. Bis 1982 wurde für die ROW Turbos der 930/60 und ab 1983 der 930/66 verbaut. Die WLS-Varianten (Werksleistungssteigerung) wurden ab 1984 mit dem 330 PS starken 930/66S Motor ausgeliefert.

Die Ära Flachbau

Ab dem Modelljahr 1981 war bei Porsche erstmalig der sogenannte Flachbau bestellbar. In Anlehnung an die erfolgreichen turboaufgeladenen Rennwagen des Typs 935 wurde hier durch das Porsche Sonderwunschprogramm eine Karosserievariante mit flacher Schnauze und seitlichen Lufteinlässen angeboten. Der mit dem Optionscode SOW 010 bezeichnete Umbau kostete damals fast 30.000 DM Aufpreis und wurde nicht selten mit weiteren ausgefallenen Ausstattungsoptionen aus dem Sonderwunschprogramm kombiniert. Über die Bauzeit von acht Modelljahren hinweg entstanden ab Werk nur gerade einmal 948 Porsche 930 Turbo mit flacher Frontpartie. Somit sind nur etwa 5% aller produzierten Turbo 3.3 Flachbauten. Während diese Option am Markt und in Sammlerkreisen lange nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde, so erleben die Flachbauten jüngst eine Rennaissance in der Szene. Heute zählen originale Fahrzeuge längst zu den gesuchteren Exemplaren der Baureihe 930.

Der Witwenmacher im Turboloch

Wenn es zwei Worte gibt welche das 930-Fahrgefühl am treffendsten beschreiben, so sind es wohl die Begriffe Witwenmacher und Turboloch. Auch heute ist es beeindruckend wie abrupt und brachial die Motorleistung des 3.3 Turbo einsetzt. Im unteren Drehzahlbereich gutmütig und zahm, ändert der 930 sein Wesen komplett sobald zwischen 3.500 und 4.000 Touren der Ladedruck einsetzt. Der Tritt in den Rücken welcher auch nach vier Jahrzehnten noch fasziniert, muss seinerzeit umso imposanter gewesen sein. Sicherlich waren so einige Fahrer mit der Motorleistung überfordert, was dem 930 Turbo den Spitznamen Witwenmacher einbrachte.

Der zweite Begriff der unweigerlich mit dem 930 3.3 in Verbindung gebracht wird ist das sogenannte Turboloch. Bezeichnet tut dieser Begriff ein beim Gangwechsel spürbares ,,Loch“ in der Motorleistung. Hervorgerufen wird dieses Loch dadurch, dass beim Hochschalten die Drehzahl noch nicht ausreicht um den vollen Ladedruck aufzubauen. Manche empfinden dieses Turboloch als störend, für viele ist es jedoch genau dies, was den Charme des 930 ausmacht. Mit dem Turboloch und dem darauf folgenden Ladedruck am Gasfuß zu spielen und sich langsam in den Grenzbereich des Wagens herein zu tasten ist wohl die besonders reizende Herausforderung für den 930 Fahrer.

Kaufberatung und Investment-Tipp

Seit seiner Einführung im Modelljahr 1975 ist der Porsche 930 Turbo das Flaggschiff der Modellreihe 911. Auch in den folgenden Elfer-Generationen 964, 993, 996, 997 und 991 stand Turbo immer für das obere Ende der Nahrungskette. Auch im nun aktuellen 992 wird dies nicht anders sein, auch wenn der Begriff Turbo im Zuge der neusten Generation an Elektrofahrzeugen zu einer leeren Marketingbezeichnung abzudriften droht.

Auch wenn sich der 930 viele Bauteile mit den konventionellen 911 G-Modellen mit Saugmotor teilt, ist er durch den Abgasturbolader und die große Bremsanlage komplexer im technischen Aufbau. Daraus resultieren selbstverständlich etwas höhere Wartungskosten im Vergleich zu den Saugern seiner Zeit. In Punkto Kraftstoffverbrauch liegt ein 930 Turbo ganz erheblich über dem Niveau des 3.0 SC oder 3.2 Carrera mit Saugmotor. Wer erwägt sich für einen 930 zu entscheiden, sollte sich hierüber im Klaren sein. Dafür belohnt der 930 3.3 seinen Fahrer durch auch nach vier Jahrzehnten noch absolut beeindruckende Fahrleistungen. Die Straßenlage ist nach wie vor absolut präzise und kennzeichnet den Wagen auch nach heutigen Maßstäben noch als reinrassigen Sportwagen. Der Motor glänzt durch hohe Zuverlässigkeit und eine sehr schöne Laufkultur, im unteren Drehzahlsegment zahm und in höheren Lagen bissig.

Das Angebot an 3.3 Liter 930 am Markt ist aufgrund der hohen produzierten Stückzahl von über 17.000 Einheiten traditionell recht üppig. Für ein Fahrzeug in gutem Zustand muss aktuell ab 90.000 € (Stand 10/2019) investiert werden. Damit ist der 930 3.3 aktuell im dem Vergleich zu den Vorjahren etwas im Wert gesackt, was dem heißen Markt sicherlich gut tut. Seltene Konfigurationen wie das Turbo Cabriolet sind ab 130.000€, 930 Targa oder späte Fahrzeuge mit Fünfgang-Schaltgetriebe liegen nicht selten über 160.000€.

Investment-Tipp: seltene Konfigurationen und Sonderfarben

Aufgrund der recht hohen Stückzahl des 3.3 Turbo ist eine außergewöhnliche Konfiguration ab Werk, neben dem Zustand, das Hauptkriterium bei der Auswahl eines 930 3.3 vor den Hintergrund der Wertanlage. Während Fahrzeuge mit deutlichen Ausstattungsmerkmalen, wie der Karosserieform Targa oder Cabriolet und dem Fünfgang Schaltgetriebe am Markt schon sehr hoch bewertet sind, gibt es andere Attribute auf die der Markt noch nicht so deutlich reagiert hat.

Besonderen Seltenheitswert haben 930 3.3 in Sonderfarben, Fahrzeuge ohne Schiebedach oder mit den originalen Turbo-Sportsitzen ab Werk. Auch gibt es seltene Porsche Exclusive Optionen (SOW: Sonderwunschprogramm) wie den 930 Flachbau, Fahrzeuge mit seitlichen Lufteinlässen oder auch seltenen Interieurkonfigurationen mit HiFi-Systemen und besonderen Mittelkonsolen.

1980 930 Turbo in 285 Zypressengrün Metallic

Bei dem hier abgebildeten 930 3.3 handelt es sich ein von uns restauriertes Coupé aus dem Modelljahr 1980. Das Fahrzeug wurde in der seltenen Sonderfarbe 285 Zypressengrün Metallic ausgeliefert. Bei diesem Farbton handelt es sich um einen Mercedes-Farbton der damaligen Zeit, der über das Porsche Sonderwunschprogramm auf dieses Fahrzeug lackiert wurde. Es ist nicht bekannt, dass ein weiterer 930 in dieser Außenfarbe geliefert wurde. Darüber hinaus wurde der Turbo mit den gesuchten Sportsitzen ausgestattet.

Fotos von Roman Rätzke.