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1976er Porsche 911S Barnfind

Das nasskalte Novemberwetter erklärt ein für alle mal die Porsche-Saison 2018 für beendet. Jeder der bereits einen luftgekühlten Porsche besitzt vermummt diesen sicher in der heimischen Garage unter Tüchern und Planen und jene die noch keinen Elfer ihr Eigen nennen machen sich nun vermehrt auf die Suche denn: Winter ist Projekt-Zeit! Perfekt einen 1976er Porsche 911S Barnfind.

Aus diesem Grund stellen wir hier einen Barnfind vor, der sich perfekt dafür eignet genau ein solches Winterprojekt zu werden. Die Eckdaten dieses sehr besonderen 911S Coupés aus dem Jahr 1976 könnten spannender nicht sein: schmales G-Modell mit Chromfenstern, Radchrom, originale Fuchsfelgen, Ausstellfenster hinten, ein Interieur in korkfarbenem Leder und wahrscheinlich eine der gesuchtesten Außenfarben überhaupt – Irischgrün!

Porsche 1976 911S Coupé Irischgrün Seitenansicht

Ein 911-Projekt wie aus dem Bilderbuch…

Einschub: Porsche und das Grün der Iren. 

Am 11. Mai 2017 lief in Stuttgart Zuffenhausen der einmillionste Porsche 911 vom Band. Als das Porsche Entwicklungsteam 1963 die ersten Prototypen des Elfers (damals intern noch 901) entwickelte, konnte sicherlich niemand erahnen, dass es jemals zu einem derartigen Erfolg dieses Modells kommen sollte. Nummer 1.000.000 wurde im Jahr 2017 also 54 Jahre nach dem ersten 911 produziert und verließ die Werkshallen in einem irischgrünen Lack und mit einem schwarzen Lederinterieur mit Pepita-Stoffbahn in den Sitzen, alles in allem ein Look der heute nicht gerade zeitgemäß ist. Warum konfigurierte Porsche die Nr. 1.000.000 denn nun gerade so?

Wir springen 54 Jahre zurück. Damals wie heute ist es bei Porsche üblich, dass neue Modelle, auch schon in den frühen Phasen der Erprobung und Entwicklung, nicht nur durch die Ingenieure, sondern auch durch Mitglieder der Geschäftsführung getestet werden. Heute erkennt man diese Fahrzeuge an dem Kürzel GO im Stuttgarter Kennzeichen was für ,,Geschäftsführung und Öffentlichkeitsarbeit“ steht – in der Szene genießen aus diesem Grund GO Kennzeichen längst Kultstatus.

Gemäß dieser Tradition erhielt auch Firmenchef Ferry Porsche im Jahr 1963 den ersten 9o1 zur Erprobung der ganz nach seinem Geschmack konfiguriert worden war, in irischgrün mit schwarzem Leder und Pepita-Stoff in den Sitzen. So schließt die Nummer 1.000.000 den Kreis zu den Anfängen und ist eine direkte Reminiszenz an den ersten 901 von Ferry Porsche.

Die Farbe Irischgrün war Bestandteil der 911 Farbpalette von 1964 bis 1977. In diesem Zeitraum wurde die Farbe intern durch sechs verschiedene aufeinander folgende Farbcodes beschrieben.

Die Vorliebe der Familie Porsche für Grüntöne zieht sich durch alle Jahrzehnte der Firmengeschichte. So wurden die Fahrzeuge der Familie in späteren Jahren in spannenden Farben wie Silbergrün Diamant, Oakgrün Metallic, Moosgrün Metallic oder auch Tannengrün lackiert. Irischgrün wurde im Jahr 1964 in die Farbpalette von Porsche aufgenommen und war an das von englischen Sportwagen bekannte British Racing Green angelehnt. Da der Farbton jedoch etwas heller ist, assoziierte Porsche vielleicht diesen Ton mit dem saftigen aber kräftigen Grün einer irischen Graslandschaft oder aber einfach dem Grünton der irischen Landesflagge.

 Die Geschichte dieses irischgrünen Scheunenfundes

Die Geschichte dieses 911S Coupé beginnt vor genau 43 Jahren. Im November 1975 wird der irischgrüne Elfer in die USA erstausgeliefert. Sein Erstbesitzer hat bei der Konfiguration keine Kosten gescheut und wirklich alle Register gezogen. Der 911S verfügt über ein elektrisches Schiebedach, 15 Zoll Schmiedefelgen von Fuchs, das optionale 5-Gang Schaltgetriebe, eine Klimaanlage, ein Blaupunkt Radio, eine korkfarbene Lederausstattung und darüber hinaus die äußerst seltene Option der polierten Alu-Schweller und Alu-Zierleisten um die Radläufe. Gepaart mit der damaligen Sonderfarbe irischgrün kann man bei diesem ’75er wohl mit Fug und Recht von einer Vollausstattung sprechen.

1976 Porsche 911S Coupé Irischrgün Armaturenbrett

Das Armaturenbrett zeigt sich in einem tollen Zustand ohne Risse und auch die 5 Rundinstrumente haben die 43 Jahre gut überdauert.

Der Elfer verbrachte sein Leben im US Bundesstaat New Jersey. Das dort gemäßigte Klima hat dafür gesorgt, dass der Wagen keine Schäden durch übermäßige Sonneneinstrahlung oder Hitze erleiden musste.  Auch die für den Bundesstatt typischen Rostschäden bewegen sich bei diesem 911S in einem überschaubaren Rahmen. Hier profitiert das 1976er Modell von einer damaligen Neuerung in der Porsche-Fertigung: eine vollverzinkte Karosserie. Während seines Lebens hat dieser 911S keine größeren Schäden durch Unfälle erleiden müssen und stellt dadurch substantiell eine gute Basis zur Restaurierung dar.

Zuletzt angemeldet war der Porsche 911S laut Dokumentation im Jahr 1999 und wartet nunmehr seit knapp 20 Jahren darauf aus dem Dornröschenschlaf erweckt zu werden.

Der Aufkleber in der Windschutzscheibe verrät, dass dieser 911S 1999 zum letzten mal einer Vehicle Inspection im US-Bundesstaat New Jersey unterzogen wurde.

Was macht diesen 911S zu einem Projekt mit großem Potential? 

Zuerst einmal handelt es sich bei diesem Fahrzeug um ein gesuchtes schmales G-Modell. Diese Modelle wurden lediglich sehr kurz zwischen 1974 und 1977 produziert und lösten seinerzeit das 911 Ur-Modell, das sogenannte F-Modell, in der Modellfolge ab. Daraus resultiert per se schonmal eine geringe Stückzahl. Das schmale G-Modell verdankt seinen Namen den noch nicht ausgestellten hinteren Kotflügeln. Es vereint so die sehr dezente Optik mit anderen klassischen Merkmalen die man so nur bei den frühen G-Modellen findet. Dazu zählen zum Beispiel die Zierleisten und Fensterrahmen in Chrom und die Ausstellfenster im Targa und Coupé.
Neben optischen Raffinessen begeistern die frühen schmalen G-Modelle zudem durch ein fantastisch puristisches Fahrgefühl. Die noch sehr leichten Sportwagen (ausstattungsabhängig 1.075kg bis 1.120kg) beschleunigen leichtfüßig und glänzen durch sehr agiles Handling. Der 2.7 Liter Motor ist einer der leichtfüßigsten und spritzigsten Motoren der Baureihe der G-Modelle und elektrisiert den Fahrer heute wie damals vor 40 Jahren.

Darüber hinaus ist dieser Elfer ungewöhnlich reichhaltig in der Ausstattung. Optionen wie ein Schiebedach und insbesondere Alu-Zierleisten am Schneller und den Radläufen machen diesen Wagen umso interessanter. Obendrein trägt dieses Coupé die heute wohl gesuchteste 911 Außenfarbe Irischgrün und kombiniert diese stilvoll mit einem Lederinterieur in Kork.

1976 Porsche 911S Coupé Irischgrün Haubenemblem

Der 911S des Modelljahres 1976 schöpft 165PS aus 2.7 Litern Hubraum. Dies ermöglicht eine Beschleunigung in 7,8 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo und eine Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h.

Zu guter Letzt entscheidet natürlich auch der Erhaltungszustand eines mittlerweile 43 Jahre alten Fahrzeuges darüber ob sich aus wirtschaftlichen Aspekten der Wiederaufbau lohnt. Bei diesem 911S haben wir daran keinen Zweifel. Das Klima in New Jersey und die Zeit haben zwar ihre Spuren auf dem Fahrzeug hinterlassen, jedoch zeigt sich die Substanz gesund und wesentliche Bestandteile des Interieurs, sowie die Chromteile des Exterieurs sind als sehr gut zu bezeichnen. Bei dem Lack handelt es sich zu großen Teilen um den Erstlack, wenn auch stark verwittert. Antriebsseitig ist in diesem Fahrzeug ein passender 911/82 Motor (911S Motor des Modelljahres 1976 mit 165PS) und ein passendes 915/44 5-Gang Schaltgetriebe (ebenfalls 911S aus Modelljahr 1976) verbaut.

1976 Porsche 911S Irischgrün Coupé Motor

Im Heck des 911S befindet sich ein passender Motor Typ 911/82.

Zusammenfassend ist dies eines der spannendsten schmalen G-Modelle welches wir in den letzten Jahren als Basis für eine Restaurierung aufspüren konnten und wir sehen in diesem irischgrünen 911S erhebliches Potential.

Dieser Porsche 911 Barnfind macht Sie neugierig? Zögern Sie nicht uns anzusprechen, denn der nächste Porsche-Sommer kommt bestimmt!

1976 Porsche 911S Coupé Irischgrün Fuchsfelgen

Ein Barnfind wie er im Buche steht. Außergewöhnlich konfiguriert, 20 Jahre lang geliebt und dann vergessen. Nun steht der irischgrüne 911S in unseren Hallen und wartet geduldig auf seinen zweiten Frühling.

1976 Porsche Signature 911S Coupé Platin Metallic

Das Jahr 1975 kennzeichnet das zweite Modelljahr des G-Modells. Anfangs war noch nicht abzusehen, welch ein Erfolg diese Baureihe für den Automobilhersteller aus Stuttgart über seine rund 16 jährige Bauzeit sein sollte. Innerhalb dieser Baureihe beginnt Porsche die bis heute währende Tradition, seine Kunden in regelmäßigen Abständen mit limitierten Sondermodellen der Baureihe 911 zu verwöhnen. Insgesamt entstanden so neun Sondermodelle des 911, von denen alleine sechs G-Modelle waren.

Alle 200 gebauten Einheiten des 1976 Porsche Signature 911S tragen die Außenfarbe Platindiamant Metallic mit den 15 Zoll ATS Hackmesserfelgen in Wagenfarbe.

Das erste 911 Sondermodell legte Porsche anlässlich des 25 jährigen Produktionsjubiläums in Stuttgart auf und versah es mit der Bezeichnung ,,25 Jahre Fahren in seiner schönsten Form’’. Insgesamt belief sich die Produktion dieses Sondermodells auf 400 Fahrzeuge für den deutschen und 500 Fahrzeuge für den amerikanischen Markt. Das Sondermodell war damals über den Targa, das Coupé, den 911, 911s und 911 Carrera in allen erhältlichen Karosserie- und Motorvarianten erhältlich.

Von dem seinerzeit teuersten 911, dem 911 Carrera Targa mit 209PS, wurden lediglich 16 Sondermodelle hergestellt. Besonderes Merkmal des 25 Jahre Sondermodells war neben der silbernen Außenfarbe und der für damalige Verhältnisse üppigen Sonderausstattung noch eine eigens für dieses Sondermodell konzipierte schwarz graue Stoff-Leder-Kombination im Interieur, sowie eine Plakette auf dem Handschuhfachdeckel. Des weiteren wurde dieser Elfer komplett entchromt angeboten, ein Merkmal, welches bis dato nur dem absoluten Top-Modell 911 Carrera vorenthalten war und so den sportlichen Look dieser limitierten Serie unterstreichen sollte. Der 25 Jahre 911 stand auf 15 Zoll ATS Magnesium ,,Hackmesser’’ Felgen, welche in einem etwas dunkleren Silberton lackiert wurden.

Als erstes schmales G-Modell überhaupt kam der Signature 911S gänzlich ohne Chrom daher. Entchromte G-Modelle gab es bis 1976 zwar schon, allerdings nur als Carrera mit etwas breiterer Karosserie.

Während vielen Sammlern und Enthusiasten der ,,25 Jahre Fahren in seiner schönsten Form’’ durchaus ein Begriff ist, ist das zweite Sondermodell der Baureihe 911 deutlich seltener und unbekannter. Hierbei handelt es sich um den 1976 Signature 911S. Dieses Sondermodell entstand nur ein Jahr später exklusiv für den amerikanischen Markt und war Ferry Porsche persönlich gewidmet. Die limitierte Serie von insgesamt nur 200 Fahrzeugen umfasste 100 Coupés und 100 Targas, die nur ausgewählten Kunden und Porsche Zentren in Nordamerika zugeteilt wurden.

Es entstanden 100 Coupés und 100 Targa des 1976 Signature 911S.

Für dieses Sondermodell wurde eigens die Farbe 944-9-3 Platindiamant Metallic kreiert in der sowohl das Fahrzeug als auch die 15 Zoll ATS Hackmesser Felgen lackiert wurden. Den Signature 911S gab es damals nur in der 165PS 911S Motorvariante, dies war seinerzeit das Topmodell auf dem amerikanischen Markt. Weitere Merkmale dieses Sondermodells sind der komplette Verzicht auf Chromteile und der Austausch gegen schwarz eloxierte Zierleisten, ein Holzschaltknauf mit Porsche Wappen, Ferry Porsches Unterschrift auf dem Pralltopf des Lenkrades und ein speziell kreiertes Tweed Interieur.

Eine der Besonderheiten des Signature 911S ist sein Interieur aus Kunstleder kombiniert mit Tweed Stoff.

Angetrieben wird der Porsche Signature 911S durch einen 2.7 Liter Sechszylinder Boxermotor mit 165PS und satten 235NM Drehmoment. Bei der Motorcharakteristik des 2.7ers ist die Verwandtschaft zum legendären 2.7RS von 1973 deutlich zu spüren. Er zeigt sich drehfreudig, kreischend und lebendig und vermittelt so die Erfahrung eines Porsche Sechszylinders in einer seiner puristischsten Formen. Mit dem Fünfganggetriebe bringt es dieser 911S auf 215km/h Spitzengeschwindigkeit und spurtet in 7,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 – Werte, die sich auf der Strasse auch nach vier Jahrzehnten noch sehen lassen können.

Daher hat der Signature seinen Namen: die Signatur Ferry Porsches auf dem Pralltopf des Lenkrades.

Der Porsche Signature 911S von 1976 fällt durch seine Leichtfüßigkeit direkt positiv auf. Das Gewicht von lediglich 1120KG bereitet dem 165PS Aggregat wenig Mühe und sorgt, besonders im oberen Bereich des Drehzahlbandes, für beachtlichen Vortrieb. Die 15Zoll hohen und 6J breiten ATS Hackmesser-Felgen sorgen mit Bereifung in der Dimension 185/70 VR15 für gute Fahrstabilität und Fahrbahnkontakt. Auf der Bremse profitiert dieser Elfer im Vergleich zu früheren Fahrzeugen dieser Baureihe von dem im MJ 1975 eingeführtem Bremskraftverstärker. Mit relativ wenig Pedaldruck wird so eine gute Bremsleistung erzielt, was auch das Fahren im dichteren Stadtverkehr problemlos möglich macht.

Das 2.7 Liter Aggregat mit 165 PS teilt der Signature mit der Serie.

Auch dieses zweite 911 Sondermodell fand reißenden Absatz – für Porsche war somit eine lukrative Tradition von 911 Sondermodellen geboren. Seit jeher stehen diese stilvoll kreierten Sondermodelle für die Höhepunkte der jeweiligen 911 Baureihen und erfreuen sich besonders unter Sammlern großer Beliebtheit und Wertstabilität. Jüngster Vertreter dieser Ahnenreihe ist der anlässlich eines halben Jahrhunderts 911 aufgelegte 2014er 50 Jahre 991.

Ein weiteres Merkmal dieses Sondermodells war der wunderschöne Holzschaltknauf mit eingelassenen Wappen.

Fotos von Roman Rätzke. 


Übersicht zu den 911 Sondermodellen: 
  • 1975 / 25 Jahre Fahren in seiner Schönsten Form
  • 1976 / Porsche Signature 911S
  • 1980 / 911 SC Weissach Edition
  • 1982 / 50 Jahre Porsche 911 SC
  • 1987 / 250.000 produzierte Porsche 911
  • 1989 / 25 Jahre Porsche 911
  • 1994 / 30 Jahre 911 Jubiläumsmodell ,,Jubi“
  • 2004 / 40 Jahre 911 Jubiläums 996
  • 2014 / 50 Jahre 911